Besondere Therapieoptionen

Es gibt viele neue Entwicklungen im IVF-Labor, welche die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen können. Auch hier wägen wir gemeinsam sorgfältig ab, welche der möglichen Therapieoptionen Ihnen persönlich weiterhelfen könnte.
 

Spermien

Spermiogramm

Da die Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit etwa gleich häufig bei Mann und Frau liegen, gehört die Untersuchung des Ejakulats zu den Basisuntersuchungen. Die durch Masturbation gewonnene Spermaprobe wird mikroskopisch auf Form, Beweglichkeit und Konzentration der Samenzellen untersucht. Eine Ejakulatuntersuchung ist wichtig, da sie Aufschluss über die Befruchtungsfähigkeit der Spermien gibt. Zusätzliche Tests können Hinweise zu Vitalität, Anti-Spermien-Antikörpern oder Spermien-Fragmentation geben. Da die Spermaqualität stark schwanken kann, soll das Spermiogramm zweimal im Abstand von ca. 3 Monaten durchgeführt werden. Abhängig vom Spermabefund wird dann die am besten geeignete Behandlungsmethode ausgewählt.
 

Hodenbiopsie (TESE)

Eine TESE ist dann nötig, wenn im Spermiogramm keine oder nur sehr wenige bewegliche Spermien gefunden werden. Ursache kann ein Verschluss der ableitenden Samenwege oder eine Störung der Spermienbildung sein. Eine TESE wird in der Regel vor der geplanten ICSI-Therapie durchgeführt. Spermien aus TESE-Proben können nach einer speziellen Präparation des Gewebes unter dem ICSI-Mikroskop gesucht und mit einer feinen Glaskapillare in einen Tropfen mit Spezialmedium gesetzt werden. Im Anschluss kann die ICSI erfolgen. In seltenen Fällen können keine Spermien in der Biopsie gefunden werden.
 

Die ZyMot-Kammer

Eine relativ neue Aufbereitungsmethode für Spermien ist die ZyMot-Kammer.
Sie wurde so konzipiert, dass die Aufbereitung komplett ohne Zentrifugation auskommt. Die Spermien müssen aktiv durch eine speziell entwickelte Membran in ein geeignetes Medium schwimmen. Nur morphologisch normale und gut motile Spermien können die Membran passieren.
Die so gewonnenen Spermien weisen einen geringeren Anteil an DNA-Fragmentation auf, die zu höheren Befruchtungs-, Euploidie- und Schwangerschaftsraten führen kann.

Eizellen

Eizellaktivierung durch Calcium-Ionophore

Ist nach einer ICSI-Behandlung die Befruchtungsrate niedriger als 30 Prozent, kann eine fehlende Aktivierung der Eizellen als Ursache angenommen werden. Durch ein zusätzliches Bad der Eizellen in einer calciumhaltigen Lösung ist es möglich, die Calcium-Konzentration in der Eizelle nach der ICSI zu erhöhen, um eine bessere Befruchtungsrate zu erreichen.

Atraumatische ICSI

Im Normalfall wird bei der ICSI das immobilisierte Spermium mit einer sehr feinen Nadel durch zügiges Durchstechen der Eizellhülle in die Eizelle eingeführt. Diese Methode ist seit vielen Jahren etabliert und sicher. In Einzelfällen kann ein solches Vorgehen dazu führen, dass die Eizelle einem zu hohen Druck ausgesetzt und beschädigt wird. In diesen Fällen kann die äußere Eihülle laserassistiert verdünnt werden, wodurch die Eizelle bei der nachfolgenden ICSI geringeren Belastungen ausgesetzt ist.

Blastozystenkultur

Die Standardbehandlung mit IVF oder ICSI endet mit dem Embryotransfer an Tag 2 oder 3 nach Eizellentnahme. Viele Embryonen bleiben jedoch in ihrer Entwicklung stehen und erreichen nicht das Blastozystenstadium. Gut entwickelte Blastozysten haben die höchste Einnistungswahrscheinlichkeit.

Eine verlängerte Kultur bis zum fünften oder sechsten Entwicklungstag dient dem Ziel, aus mehreren Embryonen diejenigen mit dem besten Entwicklungspotential zu identifizieren und somit die Schwangerschaftschance pro Embryotransfer zu erhöhen. Das Verfahren setzt jedoch die Gewinnung mehrerer Eizellen und eine gute Befruchtungsrate voraus.

Time-lapse Kultivierung (Embryoscope®)

Die Time-lapse Kultivierung im Embryoscope® gewährleistet besonders schonende und stabile Kulturbedingungen für Embryonen. Diese müssen während der Kultur nicht aus ihrer bevorzugten Umgebung genommen werden, wodurch Schwankungen der Temperatur und der Umgebungsbedingungen ausgeschlossen sind. Das Embryoscope nimmt kontinuierlich Fotos der sich entwickelnden Embryonen auf. Geschulte Embryologen können dadurch die Zellen auswählen, die aufgrund ihres Entwicklungspotentials die besten Einnistungschancen haben. Die Kulturdauer beträgt in der Regel 5 bis 6 Tage.

Assisted Hatching

Befruchtete Eizellen und Embryonen befinden sich in einer Hülle, der sogenannten Zona pellucida. Der Embryo muss aus dieser Hülle schlüpfen, um sich in der Gebärmutter einnisten zu können. Assisted Hatching kann das Schlüpfen des Embryos erleichtern, indem unter dem Mikroskop mit einem Laser ein kleiner Bereich der Zona pellucida ausgedünnt wird. Erfolgte nach mehreren Embryotransfers keine Einnistung, ist die Patientin älter als 35 Jahre alt oder die Zona pellucida verdickt, kann das Assisted Hatching den Embryonen beim Schlüpfen helfen.

EmbryoGen® / BlastGen™

EmbryoGen® / BlastGen sind sogenannte sequenzielle Kulturmedien. Den Nähr­lösungen wurden spezielle Wachstums­faktoren (z. B. GCSF) zugefügt, die die Teilung und Differen­zierung der Embryonen in ihren verschiedenen Entwicklungs­stadien fördern sollen. Eine Studie des Herstellers3 zeigt einen positiven Effekt auf Implantations- und Schwanger­schafts­raten. Der entsprechende Beweis in großen wissen­schaft­lichen Studien steht noch aus. EmbryoGen® und BlastGen sind laut Hersteller besonders für Frauen mit wieder­holten Fehl­geburten geeignet.

3 Sfontouris et al. 2013 Hum. Reprod. 28 (suppl 1):i60-i62 / Effect of granulocyte-macrophage colony-stimulating factor (GM-CSF) on pregnancy rates in patients with multiple unsuccessful IVF attempts
 

Vitrifikation

Das über Jahrzehnte in der IVF etablierte Verfahren zur Kryokonservierung war das langsame Einfrieren, das sog. Slow Freezing. Durch die Vitrifikation, eine neue Einfriertechnik, werden Zellen und das sie umgebende Medium durch ultraschnelles Schockgefrieren in einen glasartigen Zustand versetzt. Dadurch werden keine Eiskristalle gebildet, die die Zellstruktur schädigen können. Mit der Vitrifikation, die zunächst für reife Eizellen entwickelt wurde, können jetzt auch Vorkernstadien und Embryonen eingefroren werden. Die Überlebensrate nach dem Auftauen beträgt ≥ 96 % und liegt damit deutlich über allen anderen Einfriermethoden. Wir haben die Vitrifikation in unserem Labor für alle genannten Zelltypen etabliert.