Diagnostische Möglichkeiten

Bevor wir die passende Therapie für Sie finden, beginnen wir mit einer umfangreichen Diagnostik: der Suche nach den Ursachen Ihrer Kinderlosigkeit. Dabei prüfen wir, warum der natürliche Weg zum Kind bei Ihnen bisher noch nicht erfolgreich war.

Für die Frau

Bei der Frau wird der Zyklus genau beobachtet und es werden die Hormone, die den Ablauf des Zyklus beeinflussen, im Blut untersucht. Neben einer Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken kann zusätzlich auch eine Abklärung der Funktion von Eileiter und Gebärmutterhöhle sinnvoll sein.

Ob dies in Ihrem Fall zutrifft, besprechen wir zusammen auf der Grundlage Ihrer persönlichen Befunde.

Vaginales Mikrobiom

Unter Mikrobiota versteht man die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den menschlichen Körper besiedeln, unter Mikrobiom deren gesammelte Erbinformation. Verschiedene Körperabschnitte wie z. B. die Mundhöhle, der Magen-Darm-Trakt oder auch Vagina und Gebärmutterhöhle zeigen eine charakteristische Zusammensetzung der dort ansässigen Mikroorganismen.

Die Keimbesiedlung der Vagina trägt mit etwa 9 % zum Gesamtmikrobiom des Körpers bei. Nur 1 % der dort ansässigen Mikroorganismen können durch herkömmliche Abstrich- bzw. Kulturmethoden erkannt werden. Durch moderne molekularbiologische Methoden ist es jedoch möglich, alle dort ansässigen Keime und auch deren Mengenverhältnis zu erfassen. Aktuell können fünf Haupttypen des vaginalen Mikrobioms unterschieden werden, die jeweils aus der Kombination zahlreicher verschiedener Bakterienarten bestehen.

Erste Studien deuten an, dass deutliche Abweichungen des vaginalen Mikrobioms von den bekannten Haupttypen die Chancen auf die Einnistung einer Schwangerschaft reduzieren bzw. das Risiko einer Früh- und Fehlgeburt erhöhen können. Es muss aber betont werden, dass Erkenntnisse zum Einfluss des vaginalen Mikrobioms auf den Schwangerschaftsverlauf sehr neu und vorläufig sind. Die Untersuchung des vaginalen Mikrobioms kann dennoch unter Umständen bei Implantationsversagen nach IVF/ICSI oder wiederholten Fehlgeburten sinnvoll sein, um individuelle Abweichungen zu erkennen und ggf. eine zielgerichtete Therapie einzuleiten. Die Entnahme der Abstriche zur Untersuchung des vaginalen Mikrobioms ähnelt einem Krebsvorsorgeabstrich und ist nicht belastend. Die Analyse des vaginalen Mikrobioms wird von den gesetzlichen Krankenkassen derzeit nicht getragen.

Endometriumbiopsie

Für die Einnistung eines Embryos ist die zeitgerechte strukturelle Umwandlung der Gebärmutterschleimhaut entscheidend, die nach dem Eisprung unter Einfluss des Gelbkörperhormons einsetzt.

Im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung wird ohne Narkose mit einem kleinen Katheter (sog. Pipelle) eine Probe der Gebärmutterschleimhaut entnommen. Die Endometriumbiopsie erfolgt vorzugsweise in der mittleren Gelbkörperphase, also zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Embryo sich einnisten würde. Es wird feingeweblich untersucht, ob die Gebärmutterschleimhaut normal oder verändert ist (z. B. Entzündungen, Polypen oder Hyperplasien) und zusätzlich, ob die Struktur der Gebärmutterschleimhaut der Zyklusphase entspricht, sich also regelrecht verändert hat.

In manchen Fällen ist es sinnvoll, die Dichte verschiedener Immunzellen (z. B. CD3-, CD56- und CD138-Zellen) in der Endometriumbiopsie zu untersuchen. Eine Vermehrung der CD138-Zellen ist z. B. ein Hinweis auf eine chronische Entzündung der Gebärmutterschleimhaut und sollte antibiotisch behandelt werden. Die Datenlage zur Vermehrung anderer Immunzellen (z. B. CD56-Zellen) bzw. deren Einfluss auf Eintritt und Verlauf einer Schwangerschaft ist noch nicht eindeutig. Je nach Ausmaß und Art der Immunzellvermehrung kann eine ergänzende medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Dies trifft vor allem bei Patientinnen mit Implantationsversagen oder wiederholten Fehlgeburten zu.

Immunologische Diagnostik im Blut

In Einzelfällen, z. B. bei entsprechender Vorgeschichte oder massiv veränderten Werten der Immunzellen in der Endometrium­biopsie, kann es sinnvoll sein, auch im Blut die relative Verteilung der Lymphozyten als Untergruppe der weißen Blut­körperchen zu untersuchen (Lymphozyten­typisierung).

Mikronährstoffanalyse

Der mögliche Nutzen der Gabe von Mikronährstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln bei Kinderwunsch ist noch relativ unerforscht. Mikronährstoff ist ein Überbegriff für eine Vielzahl verschiedener Substanzen, die in der Zelle für den Ablauf zahlreicher Enzymreaktionen essenziell sind. Dazu gehören verschiedene wasser- und fettlösliche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren und Fettsäuren etc. Einzelne Studien weisen auf einen möglichen positiven Effekt auf Schwangerschaftsraten in vivo und in vitro durch die Einnahme von Folsäure, Vitamin C, Vitamin D, Jodid, Omega-3-Fettsäuren (DHA) hin. Auch Myo-Inositol könnte als additive Therapie vor allem bei Patientinnen mit PCOs und metabolischem Syndrom zur Verbesserung der Schwangerschaftschancen führen.

Eine Analyse der Blutspiegel verschiedener Mikronährstoffe kann ernährungsbedingte Defizite erkennen und dazu beitragen, diese auszugleichen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt bei Kinderwunsch und in der Frühschwangerschaft die regelmäßige Einnahme von 400 µg Folsäure, 20 µg Vitamin D (entspr. 880 IE), 200mg DHA und 100-150 mg Jodid, begleitet von einer gesunden Ernährung.

Für den Mann

Beim Mann findet neben der Samenanalyse eine urologische Untersuchung statt. Anhand des Spermiogramms wird hier die männliche Fruchtbarkeit untersucht. Zur Beurteilung der Samenqualität sollten zwei Spermiogramme im Abstand von mindestens 8-12 Wochen erstellt werden.  

Andrologische bzw. Urologische Untersuchung

Bei unerfülltem Kinderwunsch und vor einem geplanten Verfahren der assistierten Reproduktion wird die Vorstellung bei einer Fachärztin / einem Facharzt für Urologie/Andrologie empfohlen. Dort werden zunächst für die Fruchtbarkeit relevante Risikofaktoren wie der allgemeine Gesundheitszustand, vorausgehende Infektionen und Operationen sowie eine mögliche familiäre Häufung von Unfruchtbarkeit erörtert. In einer körperlichen Untersuchung werden dann die Geschlechtsorgane abgetastet, ggf. wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. In Abhängigkeit der körperlichen Untersuchung und der Spermaanalyse kann eine Blutentnahme zur Bestimmung der Hormonwerte oder für genetische Untersuchungen ergänzt werden. Die andrologische Untersuchung dient dem Ziel, mögliche organische Ursachen (wie z. B. Krampfadern des Hodens oder Hodentumore), die ursächlich für den reduzierten Samenbefund sind, auszuschließen bzw. zu behandeln.
 

Ergänzendes bei reduzierter Samenqualität

Ergänzend zu der zweimaligen Erstellung eines Basisspermiogramms, das die mikroskopische Beurteilung der Samenzellen im Hinblick auf ihre Konzentration, Beweglichkeit und Form umfasst, können weiterführende Untersuchungen sinnvoll sein. Dabei handelt es sich z. B. um die Bestimmung vom Sperma-Antikörpern (MAR-AK) oder bei Vorliegen von Entzündungszeichen um die Untersuchung auf Bakterien im Ejakulat. Eine probeweise Aufbereitung der Spermaprobe, wie sie auch bei einer Inseminations- oder IVF / ICSI –Therapie durchgeführt wird, kann helfen, die geeignete Therapieform zu finden.

Genetische Untersuchungen

Wenn die Spermazahl massiv eingeschränkt ist, wird eine Chromosomenanalyse und eine Untersuchung der sogenannten AZF-Region des Y-Chromosoms empfohlen, da Veränderungen dieser Faktoren ursächlich für eine Spermabildungsstörung sein können. Bei einem Verschluss der Samenleiter, der zu einem völligen Fehlen von Spermien im Ejakulat führt, wird das Mukoviszidose-Gen CFTR auf Veränderungen untersucht. Dabei handelt es sich um Blutuntersuchungen.
Ziel der Diagnostik ist es, Sie bezüglich der Ursachen der Spermastörung, der Chancen einer Kinderwunschbehandlung und der möglichen erblichen Risken für Ihr Kind aufklären zu können.